Geschichte

Ursprünglich dienten die Schützenvereine dem Schutze des Dorfes vor Überfall und Raub und bewahrten so vor einer Zerschlagung der dörflichen Struktur.
Auch in der heutigen Zeit leisten sie einen wichtigen Beitrag zur Aufrechterhaltung der dörflichen Gemeinschaft und des heimatlichen Brauchtums.
Schützenvereine bieten jedem Bürger die Möglichkeit, sich ins Dorfleben zu integrieren und neue Freund- und Bekanntschaften zu schließen. Folglich tragen die Schützenvereine wesentlich dazu bei, der zunehmenden Anonymisierung entgegenzuwirken.

Plakette 1703
Was beweist nun diese Plakette?

Mit einem brennenden Herzen wünscht jemand, dass die Junggesellen von Hamminkeln leben mögen. Interessant ist das Datum. Nach dem protestantischen Kalender, der damals noch im Herzogtum Kleve gültig war, wurde am 18. Mai 1703 das Pfingstfest gefeiert. Welchen Grund mag es für die Junggesellen gegeben haben, gerade an diesem Tage einen Schützenverein zu gründen? Ein Blick zurück in die Geschichte unserer niederrheinischen Heimat lässt die Vermutung größer werden, dass der Verein älter sein muss. Schon vor 25 Jahren, beim Schreiben der damaligen Festschrift, habe ich die Frage an Pastor Erich Scholze herangetragen, ob es in den Kirchenbüchern der evangelischen Kirche ältere Hinweise auf den Junggesellenschützenverein gebe?

Leider konnte uns Erich Scholze die Ergebnisse seiner Nachforschungen nicht mehr rechtzeitig zum 275. Jubiläum mitteilen. In den Hamminkelner Geschichte(n) 1154-1979, die von Otto Schlebes herausgegeben worden sind, veröffentlichte Pastor Scholze dann einen Rückblick auf die Geschichte Hamminkelns. In dieser Abhandlung zitiert er dann eine Denkschrift, die der reformierte Pastor Mathias Elsner 1660 an den Freiherrn von Spaen gerichtet hat. Im 2. Absatz des “Memorial der Unterordnung und Mißbrauch in Haminkelen u. Ringenberg“ lesen wir:“die Kirche zu Hamminkeln wurde profaniert (entwürdigt) durch das Vogelschießen Anno 1657, da sie in der Kirche geschossen, mit der fiol (Fiedel, Geige) um den Tisch oder Altar herumbgegangen, spielendt Weltliche (Lieder). Anno 1658 ist zwar das Vogelschießen nachgeblieben, wie es Ihrer Churf.Durchl. Befehl mit sich bringet, aber dennoch haben Sie den 1.Sonntag nach Pfingsten untter der Predigt geschossen und daß kompt, daß diese Gottlosigkeit nicht gestrafet wird.“

Was kann man nun aus diesem Bericht schließen?

Durch den 30jährigen Krieg (1618-48) waren die Sitten und Gebräuche verroht, die Religiösität der Bevölkerung hatte stark nachgelassen und die Junggesellen haben in der Kirche – wahrscheinlich hat es geregnet – Schützenfest gefeiert. Der reformierte Pastor Elsner beschwerte sich beim Freiherrn von Spaen (Schloss Ringenberg), der im Dienste des Herzogtums Kleve stand. Das Herzogtum Kleve gehört seit 1614 zum Kurfürstentum Brandenburg, so dass die Beschwerde aus Hamminkeln nach Potsdam weitergeleitet wurde. Von 1640 bis 1688 regierte in Brandenburg-Preußen der große Kurfürst Friedrich Wilhelm. Dieser verbietet also 1658 den Junggesellen von Hamminkeln zu Pfingsten das Vogelschießen abzuhalten. Wie reagieren die Junggesel-len? Sie veranstalten das Vogelschießen, während der Pastor in der Kirche predigt, nicht zu Pfingsten nach dem protestantisch-preußischem Kalender, sondern nach dem Gregorianischen Kalender, der seit 1582 in allen katholischen Gebieten eingeführt ist. Bei dieser Kalenderre-form hatte man 10 Tage übersprungen. Befehl beachtet – Tradition bewahrt!

Die jungen Schützen von Hamminkeln feiern Pfingsten ihr Schützenfest!

Man kann vermuten, dass die Familie von Spaen selbstbewußten Bürgergeist und Schützentradition zu schätzen wusste, denn die Plakette von 1719 belegt, dass Alexander Freiherr von Spaen Schützenkönig von Hamminkeln war. Eine so starke Verankerung des Schützenwesens in unserem dörflichen Leben lässt darauf schließen, dass auch in Hamminkeln der Ursprung des Schützenvereins in den Bürgerwehren zu suchen ist, die aus den Handwerkerzünften und Bauernschaften des Spätmittelalters entstanden sind.

Text: Gottfried Bückmann